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 HANNAH GIESER (Schwetzinger Zeitung)

Tournee Theater Mannheim verwandelt die Sporthalle in die wunderbare Traumwelt der „Zauberflöte“. Nicht nur die Schauspieler stehen auf der Bühne, sondern auch 16 Mitspielkinder.

Brühl. „Ich bin schon ganz aufgeregt“, meint die siebenjährige Edona kurz vor Beginn der Aufführung der Kinderoper. In der Jahnhalle stehen am Mittwochmorgen bei der „Zauberflöte“ nicht nur die beiden Schauspieler Christian Wester und Helena Margareta Maier auf der Bühne, sondern auch 16 Mitspielkinder. Aus jeder Klasse tauchen so jeweils zwei der jungen Darsteller in die Rolle der Papagenokinder ein.

Die beiden professionellen Schauspieler kommen vom Tournee Theater Mannheim, das verschiedene Kinderopern auf dem Spielplan hat. Auf ihrem Programm steht nicht nur die „Zauberflöte“ von Wolgang Amadeus Mozart, die in der Jahnschule aufgeführt wurde, sondern auch „Der kleinen Prinz“ oder „Aida und der magische Zaubertrank“.

Als der Vogelfänger seine Kinder ins Bett schicken möchte, sind diese jedoch noch gar nicht müde und möchten alles tun, außer zu schlafen. Als Lösung sieht der Vater eine Gutenachtgeschichte, die er seinen Kindern innerhalb einer Stunde erzählt, vorsingt und vorspielt. Die Geschichte handelt von der Königstochter Pamina, die vom Fürsten Sarastro in dessen Tempel entführt wird. Jedoch bleibt der tollpatschige Papageno nicht immer so ganz bei dieser Geschichte und schmückt sie mit vielen anderen Informationen und Anekdoten aus. Das entgeht den Kindern der Jahnschule natürlich nicht. Schon nach wenigen Minuten der Vorstellung ist die Halle von Gelächter erfüllt. „Nein, das stimmt doch gar nicht“, ruft ein Kind dazwischen, worauf sich Papageno schockiert zum Publikum umdreht und es anweist, das doch nicht so offensichtlich zu zeigen.

Die 16 kleinen Papagenokinder haben ihren Auftritt in der Oper kurz vor der Vorstellung in einer Generaralprobe mit den beiden Schauspielern geübt und gehen in ihren Rollen voll auf: In der Probe zuvor hat Christian Wester zu den Kindern noch gesagt, dass sie lauter sein können und in ihrer Rolle als Vogelküken auch mal lauthals „Nein!“, oder „Das ist doch was für Babys!“ schreien dürfen. In der Vorstellung klappt dies dann problemlos und die Jungvögel rufen ihrem Vater Papageno voller Inbrunst die eingeübten Antworten entgegen.

„Zauberflöte“ in Brühl ist absolut nicht altbacken“

„Dieses Aus-sich-Herauskommen und das Lernen, auch mal laut zu sein und schreien zu dürfen“, ist das, was Schauspieler Christian Wester am meisten an seinem Beruf fasziniert. Er möchte den Kindern vermitteln, was die eigene Stimme alles kann und sie auch ermutigen, diese zu nutzen. „Wenn sie das erst mal geschafft haben und anfangen, laut zu werden, mögen mich die Eltern nicht mehr so arg, wenn sie ein aus Leibeskräften singendes Kind zu Hause haben“, erzählt er schmunzelnd. Das Erlebnis einer unverstärkten Stimme und deren eigenen Klang sieht er als Hauptaufgabe der Kinderoper.

Seine Kollegin Helena Margareta Maier fügt noch einen anderen Punkt hinzu: „Viele Kinder kommen bei unserem Programm das erste Mal mit einer Oper in Kontakt.“ Sie möchte einen Berührungspunkt schaffen und somit gleichzeitig die Akzeptanz und Faszination an dieser Kunstform fördern. „Was man nicht kennt, das mag man nicht – deswegen ist es so wichtig, dass die Kinder die Oper kennen und mögen lernen“, sagt Meier. Das ist auch das Hauptanliegen der Theatergruppe. So sagen sie: „Bei uns lernen Kinder spielerisch, dass Oper nicht anstrengend und altbacken ist, sondern eine zeitgenössische Kunstform, die weit mehr zu bieten hat, als man denkt.“

Mit ihrer Annahme liegt Meier gar nicht so falsch, wie das Gespräch nach der Oper mit zwei Schülern zeigt. Die beiden zehnjährigen Greta und Nikita haben zuvor noch nie etwas von der „Zauberflöte“ gehört – gefallen hat es den beiden aber trotzdem. „Das war das erste Mal für mich überhaupt in einer Oper“, sagt Greta noch.

Das Stück wird mit einem eingeübten Lied der Kinder beendet. Lehrerin Katja Bösinger hat allen Mitmachkindern das Stück im Vorfeld schon einmal vorgestellt. Und natürlich geprobt, damit bei der Aufführung dann auch alles funktioniert – mit Erfolg.

Die Kinderoper ist ein Projekt der Initiative Kulturschule, erklärt Schulleiterin Juliane Groß, die sich sehr über die Möglichkeit der Kooperation mit der Schule freut. Auch Edona ist nach der Aufführung sichtlich erleichtert, dass bei ihrem großen Auftritt wirklich nichts schiefgelaufen ist.